26.09.2005

 

Begehung des Jubiläumsgrates mit Norbert.
Da wir die letzte Stunde in einer vernebelten Waschküche kletterten ,
verstiegen wir uns beim Abstieg gehörig , so dass wir ein Not-Biwak
in der Nordwand des Hochblassen einlegen mussten.
Das darauffolgende nächtliche Gewitter hat unsere Stimmung nicht
merklich gehoben. In einer Wolkenlücke am Morgen wagten wir uns
bei Hagel und "leicht" durchnässt wieder zurück Richtung Grat
und fanden diesmal den richtigen Abstieg.
Die folgenden 6h Abstieg und Rückmarsch zum Auto waren
ebenfalls sehr spassig.

 

 

25.09.
18:30    Ankunft und Start in Hammersbach (800m)
22:00    Biwak auf ca. 1500m (ca. 150Hm oberhalb der Höllentalangerhütte)

26.09.
04:30    Abmarsch
07:00    Erreichen des Gletschers (Höllental Ferner)
09:30    Erreichen des Zugspitz-Gipfels (2962m)
10:30    Einstieg in Jubiläumsgrat
17:30    Waschküche - Abstieg am Hochblassen verfehlt
19:00    Not-Biwak in der Nordwand des Hochblassen

27.09.
06:20    bessere Sicht - Aufbruch
07:30    Erreichen des Stuibensees am Grießkar
12:30    Ankunft in Hammersbach

 

 

 

Früh morgens : Erreichen des Höllental Ferner ..die Randkluft desselbigen.. ..den Klettersteig auf die Zugspitze herauf..  
 

 

     
die Riffelköpfe Nach einer kurzen Rast auf der Zugspitze gehts auch schon in den Jubiläumsgrat hinein Georg Hier wollten wir nicht drüber gehen :)
 

 

     
Aber gut für ein Foto hinab ins Höllental Wir sind den Grat seilfrei gegangen , was aufgrund der Länge anzuraten ist. Verschnaufpause Zum Ende hin klettern wir nur noch in einer Waschküche und Regen. Wir  verklettern uns natürlich beim Abstieg ...
 

 

     
   
... so dass wir eine regenreiche Nacht am Grat verbringen müssen. Zum Glück gab es Eis in den Wänden , so dass wir trinken und kochen konnten. Unser 20m Seil erfüllte doch noch seinen Zweck und sicherte uns eine absturzfreie Nacht. So toll war unser Platz allerdings auch nicht , denn während bei mir das Wasser von oben in den Biwaksack lief , wurde Norbert von unten durchgeweicht.  

 

 

Erfahrungen und Informationen vom und zum  Jubiläumsgrat :

-    Da ich ab und zu lese , dass der Jubiläumsgrat ein Klettersteig sei :
     Nein !!! Die erste Hälfte von der Zugspitze kommend ist überhaupt
     nicht gesichert und die zweite Hälfte auch nur sporadisch.
     Auch die konditionelle Komponente darf nicht unterschätzt werden!
     Der Grat ist 5km lang.
     Zwar befinden sich beide Enden auf ca. gleicher Höhe , allerdings
     klettert man die gesamten 5km stets aufwärts und wieder abwärts
     über alle Erhebungen des Grates.
     An Höhenmetern kommt da eine ganze Menge zusammen!
     Und auch psychologisch sollte man Freikletterei auf einem bis zu 50cm
     breiten Grat mit 1000m tief abfallenden Flanken verkraften können.
     Die Grenze würde ich etwa so ziehen :
     Beherrscht man den V. Grad locker, so wird die Begehung eine Genusstour.
     Darunter würde ich es kaum empfehlen, da es dann eher zur Tortur wird.

-    Die im Führer angegebene Zeit von 6-9h ist realistisch.
     (Allerdings für seilfreie Begehungen.)
     Bei gutem Wetter und beim ausgeruhten Start direkt von einer Hütte auf
     der Zugspitze dürfte es auch etwas schneller gehen.

-    Die Schwierigkeiten liegen bei maximal III-  , dies allerdings nur
     bei zwei/drei Stellen. Sonst meist II und leichter.

-    Die Richtung ist meist von der Zugspitze Richtung Alpspitze.

-    Spätestens bei Sonnenaufgang starten !!!

-    Keinesfalls einfach wild über irgendein Kar notabsteigen !!
     Kurz vor der Hälfte des Grates gibt es den Notabstieg am
     Brunntalgrat zur Knorrhütte hinab.
     Alle anderen , vermeintlich gut aussehenden Geröllrinnen ,
     enden an einer "unüberwindbaren" Steilkante , an der bereits
     zahlreiche Bergsteiger tödlich abgestürzt sind !

-    Kurz nach der Hälfte gibt es die (äusserst gemütliche) "Höllentalgrat Hütte" , welche
     eine sehr luxuriös ausgestattete Biwakschachtel ist.

-    Zum Ende (Richtung Alpspitze hin) sind ab und zu Drahtseile
     angebracht um einige Stellen zu entschärfen.
     An einer Stelle gab es einen Felsabbruch (im Bereich der
     Vollkarspitze ist der nördliche Teil komplette abgebrochen) , so dass
     die Schwierigkeit hier deutlich!! erhöht wurde.
     Diese Stelle ist durchgehend mit Drahtseil gesichert. (Und nahezu
     jeder wird dies auch brauchen um die Stelle zu überwinden.)

-    Verklettern ist eigentlich nicht möglich (Farbmarkierungen) , nur
     zum Schluss muss aufgepasst werden (hier verkletterten wir uns im Nebel) :
     Zwischen der Vollkarspitze und dem Hochblassen gibt es den Abstieg zur
     Grieskarscharte. Diesen nach links abwärts. (Nicht zu tief !!!) , kurz entlang der
     Wand queren und dann eine Rinne wieder aufwärts!! auf die Schuttfelder
     zwischen Grieskarscharte und Hochblassen.
     Der weitere Abstieg von der Grieskarscharte ist völlig unproblematisch.

 

 

Noch einen kleinen Polizei-Bericht einer Rettungsaktion am Jubiläumsgrat
am 25.09. nachts (während wir noch im Höllental biwakierten) :

„Ich hatte schon mit dem Leben abgeschlossen, ...“. So bedankte sich am Montag
 ein durch den Polizeihubschrauber „Edelweiß drei“ geretteter ca. 30 Jähriger Mann,
 der bei völliger Dunkelheit mit der Seilwinde vom Jubiläumsgrat gerettet wurde.

Der Mann war am Nachmittag des 25.09.05 alleine zu einer Gratwanderung von
der Alpspitz kommend, in Richtung Zugspitzgipfel aufgebrochen. Nach eigenen
Angaben hatte er jedoch die Länge und Schwierigkeit der Tour völlig unterschätzt
und kam ca. einen Kilometer vorm Ziel in die Abenddämmerung.
Ein Weitergehen auf dem zum Teil  nur 50 cm breiten Klettersteig war für Ihn nun
lebensgefährlich geworden.

In knapp 2900 Meter Höhe rief er verzweifelt mit dem Handy um Hilfe, woraufhin
später eine umfangreiche Rettungsaktion durch zwei Polizeihubschrauber und
Bergwachtkräften anlief. 

Eine Annäherung der Bergwachtkräfte von der Zugspitzbergstation aus wäre
bei Nacht mit erheblichem Risiko für die eingesetzten Kräfte verbunden gewesen.
Der Bergsteiger befand sich an ausgesetzter Stelle und in auswegloser Lage im Berg.
Er war bereits unterkühlt und psychisch stark angeschlagen.
Deshalb forderten die Einsatzkräfte zur Lokalisierung und Rettung des Mannes die
Dienste der Polizeihubschrauberstaffel Bayern an.

Um 23.50 Uhr begann man schließlich mit der Rettungsaktion und ließ vom
Hubschrauber aus einen Bergwachtmann mittels Seilwinde in der Nähe des
Bergsteigers ab.

Nachdem der Bergwachtmann den Bergsteiger gesichert und transportfähig
gemacht hatte, flog Edelweiß drei erneut die Einsatzstelle an und nahm
beide im Doppelwinchverfahren wieder auf. Anschließend wurden sie ins
Hubschrauberinnere gebracht und der Pilot konnte seinen Sinkflug ins Tal
beginnen, wo er wieder am Krankenhaus Garmisch landete.
Hier konnte der körperlich und psychisch stark erschöpfte Bergsteiger
den Bodenkräften übergeben werden.